"Waiting For The Sun" / Unruly Child

von
Gregor Franz

Einige Jahre nach dem in Fankreisen legendären Debüt (das mir allerdings nicht bekannt ist) gibt es entgegen aller Erwartungen nun doch ein weiteres Album von "Unruly Child", diesmal mit neuem Sänger: Kelly Hansen.

Das Cover ist schon einmal wirklich schön! Es ist Nacht. Ein kleines Kind ist im Vordergrund zu sehen, das vor einem Weg steht, der über eine Brücke zu einer auf einer Felsinsel gelegenen mittelalterlichen Burg führt. Alles wirkt wie aus einem Traum und die Mondsichel über dieser Szenerie fügt sich als `C` in das "Child" des Gruppennamens ein. Auch das Booklet ist gelungen und enthält alle Texte.

Doch zur Musik:

"Heart Run Free" ist schnell, melodiös und eine gute Einführung in die CD. Abgestimmter, gelungener Sound, kraftvoller Gesang des Frontmannes, Rhythmuswechsel, stimmungsvoller Hintergrundgesang und kurze eingeflochtene Instrumentalsequenzen lassen das Herz des Melodic Rock-Fans höherschlagen.

"Rise Up" startet mit arabisch klingenden Instrumenten und entpuppt sich ebenfalls als beschwingter, mitreißender Song, der gelegentlich zu den besonderen Elementen zurückkehrt und sein Grundthema stark variiert.

Mit leisem, vorsichtigen Gesang beginnt "Why Should I Care". Er wird später, bei Beginn des Refrains fordernder. Der Kontrast der Intensität zwischen Strophe und Kehrreim ist sehr markant und auch die Melodie gefällt.

Bei "Forever" wird nach ruhigem Beginn der Gesang im Refrain besonders intensiv und eindringlich. Eine perfekte Mischung aus einem `Erzählen` der Geschichte und Ausbreiten der Gefühle im Kehrreim Spitzensound und eine gute Melodie machen diesen Titel besonders hörenswert.

"Man Inside" ist ein Titel, der mich von der Art des Beginns, mit der unterdrückten Power des Gesangs, etwas an das erste Album von Towercity erinnert, daß an dieser Stelle auch besprochen wurde. Laut Text sollte man manchmal auf die Stimme des Mannes in einem hören!

Hinter "Do You Ever Think Of Me" steht eine besondere Geschichte. Denn um diesen Titel, der eine bewegte Geschichte hinter sich hat, haben sich einige der an ihm Beteiligten gestritten, wer denn nun die Rechte an ihm habe. Auf jeden Fall gibt es aus diesem Grunde mehrere mehr oder minder recht ähnliche Versionen, so eine von Stuart Smith, sowie eine von Message (die mir auch bekannt ist).

Wie dem auch sei: Es ist ein Spitzentitel, der auch und gerade hier wunderbar klingt. Phantastische Instrumentierung, tolle Melodie und Gesang, der in Mark und Bein fährt. Mitreißend und hitverdächtig!

"Still Believe" vollzieht einen relativ großen Bruch mit den davor befindlichen Titeln. Teilweise fast nur von Akustikgitarre begleitet plätschert der Gesang vor sich hin, bis der Refrain mit höherer Intensität einsetzt. Nicht schlecht.

"To The Cross" beginn auch sehr langsam um dann teilweise schneller zu werden. Auch nicht schlecht, aber nicht ganz den Standard der ersten Titel erreichend, bzw. einem etwas anderen Stil entsprechend.

Auch bei "Fool Again" geht der Bruch mit dem ersten Teil des Albums weiter, aber noch stärker. Teilweise etwas seltsame Klänge, die experimenteller wirken, zu einem großen Teil wurde die Stimme des Sängers leicht verändert - aber vor allen Dingen ist das Potential der Melodie nicht so groß.

"Live In The Night" - diesen Titel sollte man am besten aus dem Gedächtnis streichen, denn hier handelt es sich um alles mögliche, nur kaum um Rock oder Pop. Country Rock`n`Roll?

Der letzte Titel "Waiting For The Sun" ist ein sehr ruhiger Titel, der wieder an die gelungeneren ersten Titel anknüpft, was ihm aber nur teilweise gelingt. Originell hier ist auch die "Radiostimme" die in einer Sequenz ertönt. Insgesamt ein versöhnlicher Ausklang des Albums.

Fazit:

Wie alleine die Geschichte hinter dem Titel "Do You Ever Think Of Me" zeigt, handelt es sich hier teilweise um eine Zusammenstellung unterschiedlicher Titel aus unterschiedlichen Schaffensperioden mit unterschiedlichen Beteiligten. Das macht sich leider auch bemerkbar, denn ein gewisser logischer Zusammenhalt innerhalb der Zusammenstellung fehlt. Die sehr gute Qualität der Titel wird nur über etwas mehr als die Hälfte des Albums durchgehalten und dann folgen einige schwächere bis schwache Songs, die den Eindruck trüben.

Insgesamt keine Enttäuschung, da einige Titel das Ganze rausreißen.

(P) & © 1998 MTM Music München


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